"Weist du, irgendwie will ich nach Hause" sagte die kleine Elise und hielt die Hand ihres Bruders Martin etwas fester. "Ich Vermisse unser Zuhause auch" antwortete Martin. "Aber es ist fürs erste besser wenn wir hier bleiben" Martin war den Tränen nahe. Aber er musste vor seiner kleinen Schwester stark bleiben.
"Martin?" fragte Elise"Glaubst du Mama und Papa geht es gut?"
Martin schluckte. "Ja ganz bestimmt!" sagte Martin. Stumme Tränen liefen über sein Gesicht, doch die konnte Elise nicht sehen, denn er neigte seinen Kopf etwas zur Seite.
Er könnte seiner armen Schwester unmöglich sagen, dass ihre Eltern tot waren. Er wollte es ja selbst nicht war haben. Doch er hatte ja eines Nachts selbst miterlebt, wie Branes Soldaten seine Eltern verschleppt hatten. Sie hatten schon so eine Vorahnung gehabt und sie deshalb im Keller übernachten lassen. Für Elise war das etwas ganz besonders gewesen mit ihrem großen Bruder im Keller zu übernachten. Angst hätte sie keine, denn Martin würde sie beschützen. Das tat er schließlich immer. Einmal hatten sie die blöden Jungs, die um die Ecke wohnten, geärgert und Martin ist dazwischen gegangen. Einfach so und das, obwohl die Jungs viel älter waren. Am Ende sind die Jungs dann weggelaufen, aber Martin hatte sich eine menge blauer Flecken eingefangen. Sie war mächtig stolz auf ihn.
Deshalb schlief sie auch schnell und tief neben ihrem Bruder ein.
Doch Martin war nicht so sorglos gewesen wie seine kleine Schwester.
Er hatte die ganze Zeit wach gelegen, und musste mit anhören wie Branes Soldaten kamen, seine Mutter noch um Hilfe schrie und sein Vater um Gnade flehte. Danach wurden seine Eltern verschleppt.
Er hörte noch, wie ein paar Soldaten im Haus umhergingen und alles durchsuchten, nur den geheimen Keller fanden sie nicht, was Glück gewesen war, denn sonnst wäre es ihnen vermutlich genauso schlimm ergangen wie ihren Eltern.
"Und glaubst du Toto kommt eines Tages nach Hause zurück?" Jäh wurde Martin aus seinen Gedanken gerissen. "Ich weiß es nicht" antwortete er mit zitternder Stimme. Eine unheimliche Wut stieg in ihm auf. Es war schon schrecklich genug, dass Branes Soldaten ihm seine Eltern genommen hatten, das würde er ihnen niemals verzeihen, was aber noch schrecklich war, war der Anblick des toten Hundes, den sie am Zaun im Garten aufgespießt hatten.
Elise wusste auch davon nichts, denn ihr Bruder hatte ihr gesagt, sie müssen ganz schnell fort zu ihren Großeltern nach Clyria. Mama und Papa seien wegen ihrer Arbeit zum Windschrein geflogen und hatten auch leider keine Zeit sich zu verabschieden. Das hatte sie ganz traurig gemacht damals, das wusste sie noch genau. Mama und Papa waren einfach so zur Arbeit gegangen ohne sich von ihr zu verabschieden.
"Ich denke schon, dass er zurückkommen wird" sagte die kleine Elise "Er ist bestimmt nur seine Freunde besuchen gegangen." Martin nickte.
"Warum gehen wir eigentlich immer die ganze Zeit auf solchen Waldwegen? Meine Füße tun schon weh!" maulte Elise.
"Na weil das eine Abkürzung ist!" antwortete Martin. Das war es aber ganz und gar nicht. Sie gingen nur auf diesen Wegen, weil sie so gut wie nie von den Soldaten benutzt wurden. Er wollte nicht riskieren, dass sie womöglich doch noch erwischt wurden, denn dann waren seine Eltern vermutlich umsonst gestorben. Trotzdem hatte er auch auf diesen Pfaden immer ein bedrücktes Gefühl.
Elise glaubte ihrem großen Bruder, denn so genau kannte sie den Weg zu ihren Großeltern nicht mehr, eigentlich konnte sie sich auch nicht einmal richtig an sie erinnern. Sie wusste nur, dass sie ganz nett sein mussten, wenn sie bereit waren Martin und Elise einfach so aufzunehmen bis Mama und Papa wieder da waren.
Elise blieb plötzlich stehen.
"Guck mal Martin!" sagte das kleine Mädchen fröhlich und deutete in Richtung einer kleinen Lichtung. "Da hinten ist das nicht Toto!?"
Das war nicht Toto, dass wusste Martin. Er hatte den kleinen Hund ja eigenhändig vom Zaun geholt, als Elise gerade dabei war, sich am Morgen die Zähne zu putzen. Aber wer, oder vielmehr was war es dann?
"Elise geh da nicht hin!" sagte Martin, doch zu spät. Elise war schon auf dem Weg.
Es war Toto, das wusste Elise. Schließlich war er ein schlaues Hündchen und er musste ihnen irgendwie gefolgt sein, als er merkte, dass niemand Zuhause war.
Ohne auf ihren Bruder zu warten lief sie los. Sie war ja so froh ihn wieder zu sehen.
"Hey Toto!" rief sie. Das war das letzte, was die kleine Elise rufen sollte, aber das wusste sie nicht.
Martin wollte seine Schwester noch zurückhallten, aber sie war schon zu weit weg.
"Hey Toto!" hörte er die kleine Elise erfreut rufen. Dann Stille. Unheimliche Stille.
Hey Toto, dass waren ihre letzten Worte, das spürte Martin.